Kurvige Strasse, strahlend blaues Meer und süsse Zitronen
Auf dem Weg nach Sizilien konnten wir uns ein ganz besonderes italienisches Schmankerl nicht entgehen lassen. So stand nach einem spektakulären Hike & Fly vom Vesuvio bei Neapel die Costiera Almafitana auf dem Programm.
Asche über unser Haupt, aber wie immer ist die Zeit knapp und wir sparen uns die Reise über Sorrent und wählen lieber den Gebirgspass von Gragnano nach Agerola und kurven durch Monti Lattari. Auch wenn der VW T6 nun wirklich noch kein grosser Camper ist, kam ich in manchen Kurven bei Gegenverkehr schon ins Schwitzen. Aber das war nur der Anfang, denn die Amalfitana ist nochmal ein ganz anderes Kaliber.
*Es war Wein im Spiel.
Je nach Reisezeit ist die Auswahl an Campingplätzen für Camper an diesem malerischen Küstenabschnitt der Sorrentinischen Halbinsel bescheiden. Über die Weihnachtszeit hingegen geht sie so gut wie gegen Null, so dass wir uns einen schönen abgeschiedenen Parkplatz oberhalb von Praiano gesucht haben. Von dort aus ging es zu Fuss Richtung Pianillo, wo wir nach Essbarem suchten. Auch das ist übrigens in der weniger touristischen Saison eine Angelegenheit für sich. Auch wenn es natürlich angenehm ist sich nicht durch Menschenmassen zu drängen, so fehlt beim Anblick der leeren Stände und dunklen Einkäufsläden doch etwas die Stimmung. Da hilft dann nur abends im Bus etwas Adriano Celentano auflegen und „Susanna“ in die Dunkelheit zu singen.*
Spaghetti Aglio e Olio al Limone
So schlenderten wir durch die Dunkelheit und neben einem höchst exklusiven Restaurant mit zu viel Besteck auf dem Tisch, fanden wir eine kleine eher unauffällige Pizzeria. Ich konnte ehrlich gesagt keine Pizza mehr sehen, vorerst, und grübelte unzufrieden die Karte. Und da fand ich das Gericht, das ich nie in meinem Leben vergessen werde. Eine einfache und doch so feine Speise, die wir seitdem gut und gerne auch einmal die Woche verköstigen: Spaghetti Aglio e Olio al Limone.
Auch wenn die Amalfiküste vor allem auf Tourismus ausgerichtet ist, so gibt es im Golf von Salerno doch noch ein anderes Wirtschaftsgut: der Zitronenanbau. Und bei Mutter Erde, solche wundervollen Zitronen findet man in keinem Geschäft. Bei uns landen im Vergleich dazu nur die mickrigen Reste. Grosse, saftige Zitronen, die man schon aus der Ferne riechen kann. Und dabei fast so süss, wie Orangen, und ohne eine Spur Bitterkeit. Mühsam im kleinflächigem Terrassenbau angebaut, werden die Zitronen vor allem zu Limoncello verarbeitet. Oder zur Verfeinerung von allen möglichen Gerichten, wie den Spaghetti Aglio e Olio al Limone verwendet.
Amalfi ist mehr als nur Strandtourismus
Ich, noch total unwissend von meinem Glück, bekomme meine Spaghetti und das Geschmackserlebnis ist gigantisch. Auch wenn widerwillig, gebe ich Alex einen Bissen zum Kosten ab und muss danach meinen Teller regelrecht verteidigen. Begleitet wird die feine Speise von einem vorzüglichen Weisswein, den die Familie des Restaurantbesitzer selbst in den steilen Hängen der Küste anbaut. Uns schmeckt es so gut, dass wir noch eine Flasche mitnehmen und um den „Griechischen Wein“-Effekt zu vermeiden, natürlich auch noch im geografischen Gebiet der Amalfiküste verkosten.
Il mare e Monti Lattari
Die Amalfiküste bietet nicht nur für Strandurlauber kleine versteckte Buchten, abenteuerliche Grotten oder Strandkörbe zur Tagesmiete. Sondern auch für Trailrun-Enthusiasten oder Wanderer gibt es im Parco Regionale dei Monti Lattari und um die Riserva Naturale Valle delle Ferriere viele spannende Touren zu entdecken. Wir entscheiden uns für einen gemütlichen Lauf entlang des Sentiero degli Dei, einem Mikroabenteuer Kampanien’s.
Sentiero degli Dei
Wir starten direkt von unserem Parkplatz bei Bomerano zum legendären „Pfad der Götter“ und freuen uns über trittfestes Schuhwerk. Der Weg beginnt zuerst in recht dichter Vegetation mit schönen Blicken Richtung Osten und auf das Meer. Es geht rauf und runter. Unter riesigen Felsüberhängen entlang und manchmal wird mir beim Blick nach unten schon etwas schwindelig! An Höhenmetern wird auf dem Sentiero degli Die auch nicht gespart, doch wird jede Mühe mit immer wieder neuen atemberaubenden Blicken aufs Meer und die Amalfiküste belohnt. Dieses Panorama zusammen mit den gigantischen Tiefblicken auf die Küste ist wirklich einzigartig. Hier sollte man unbedingt eine Rast einlegen, um diese Aussicht auf sich wirken zu lassen.
Positano, die Stadt in den Klippen
Wir erreichen Positano, während die Sonne schon untergehen möchte. Positano ist ein beliebter und aussergewöhnlich schöner Ort, der in die Klippen gebaut wurde. Mit steilen, engen, aber vor allem farbenfrohen Gassen kann man vom höchsten Punkt zu einem traumhaften Kieselstrand gelangen. Im Winter ist dieser natürlich verlassen und lädt zum in die Ferne schauen ein. Doch wir müssen noch zurück bevor es duster wird und laufen zurück vorbei an miauzenden Büsis, die nun zur Katzenstunde durch die Gassen schleichen wie Falschgeld.
Amalfi, ein Must-See
Am nächsten Tag setzen wir uns in unseren Camper und dann fängt die Kurverei an. Gut, dass wir noch nichts gefrühstückt haben! Da Frau natürlich hier und da mal gucken will, hupt es lautstark von hinten, während in jedem Parkverbot drei Autos stehen. Die Carabinieri sind auch auf Spritztour, doch gefühlt interessiert das im Winter nun wirklich keinen. Next Stop: Amalfi. Die kleine Altstadt lädt wieder zum Flanieren ein. Der Sant’Andreas Dom ist nicht nur für Kunsthistoriker einen Besuch wert, sondern auch die die Kathedrale mit ihrem mystischem Kreuzgang verzaubert. Währenddessen kann ich die schier endlose Völkerwanderung und den Rummel zur Hauptsaison beim Anblick des verlassenen Strandes schon fast erahnen. Trotzdem, viva Italia!
We will be back
Da wir im Winter unterwegs waren, sind uns bestimmt einige schöne Sachen entgangen. Und wenn wir dann mal im Sommer an der Costiera Amalfitana unterwegs sind, würde ich:
- Ein Boot mieten: Vielleicht keine Yacht, aber etwas wasserfestes zum Paddeln oder klein-motorisiertes um sich das Klippenspektakel von der Ferne anzuschauen
- Im azurblauen Meerwasser schwimmen: Es gibt so viele Strände und vor allem auch welche, die bestimmt im Sommer nur wenig besucht sind. Einen Strandtag – das hätte ich mal gerne.
- Fiat 500 im Vollgas: Mit Stil kurvt man durch die engen Strassen und unter einem wartet nur das tosende Meer. Der Gegenverkehr hupt, die Italiener schimpfen mit den Händen und im Radio läuft Italo-Pop in voller Lautstärke.
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