Campen auf einem Weingut, übernachten bei einer lokalen Käserei und die Seele auf dem Bauernhof baumeln lassen

Nach der Camping-Saison ist vor der Camping-Saison! Und da die Campingplätze von Jahr zu Jahr immer voller werden, haben wir uns mal mit einer ganz neuen Idee auseinandergesetzt: den Swiss Hosts und vor allem auch mit allem, was dahinter steht und steckt. Swiss Hosts bietet Wohnmobilstellplätze an, die alles andere als Massentourismus sind. Es sind Weingüter, Bauernhöfe und Brauereien, die nicht nur lokale Spezialitäten, sondern auch Idylle pur bieten.

 

Ich habe mich mit Ivonne von Swiss Hosts getroffen und nicht nur über die 65 Gastgeber (Stand 2022) mit mehr als 220 Stellplätze unterhalten. Alles weitere im Interview 🙂

Inhalt dieses Artikels

Wer steht hinter Swiss Hosts? Wie gross ist das Team?

Marco und Ivonne. Seit Herbst 2022 ist Cindy für den französischen Markt auch mit dabei. Für die Technik ist im Background Marco zuständig, Frontfrau ist Ivonne. Valeria kümmert sich bei den Swiss Hosts um Facebook & Social Media und ein kleines IT-Team kümmert sich um die Website und alles drum herum.

Ivonne und Marco von den Swiss Hosts
Ivonne und Marco von den Swiss Hosts

Wo ist Swiss Hosts zu Hause?

Kanton Luzern, besser gesagt im Luzerner Hinterland. Wir leben auf dem Land und ich habe genau vor meiner Tür eine sehr schöne Wiese und darauf sind Ponys. Das war übrigens auch die Inspiration für Swiss Hosts.

Wann hat Swiss Hosts gestartet und was hat Euch dazu motiviert?

Start war ganz genau am 10. Mai 2021. Ich weiss das, weil am Abend alle gebibbert haben. Ab 17 Uhr konnte man ganz offiziell seine Mitgliedschaft buchen. Eine Minute nach 5 war die erste Mitgliedschaft dann auch schon gebucht! Ein Dreiviertel Jahr hat es von der Idee bis zur Umsetzung gedauert und inspiriert hat mich ein amerikanisches Paar auf Youtube, dass in den USA tatsächlich auf einem Weingut übernachtet hat. Da dachte ich mir, dass es eine Möglichkeit geben sollte, dass man das Campen mit dem Besuch auf einem Weingut oder Bauernhof in Verbindung bringt.

Weingutbesuch bei Swiss Hosts
So einen Ausblick gibt es vom Campingplatz nur selten!

Wer waren Eure ersten Gastgeber?

Wir haben ganz simpel auf Google Bauern und Winzer gesucht und rund 500-600 Bauern angeschrieben, ob sie denn nicht ein zwei Camper beherbergen wollten. Wir sind hingefahren. Ich habe Briefe geschrieben. Alle Varianten habe ich ausprobiert, um in Kontakt zukommen. Am Anfang war es nicht so einfach, doch wenn es geklappt hat, war es umso schöner. Der erste Stellplatz war dann in der Ostschweiz, und dabei ein wirklich wunderschöner Ort mit Sicht auf den Sentis und vor allem tollen Gastgebern.

Lohnt es sich denn für die Gastgeber? Und was ist das besondere am Gastgebersein?

Am Anfang war es schwierig, da viele Gastgeber etwas einnehmen wollen und das Tauschgeschäft neu für viele ist. Doch bei Swiss Hosts geht es darum, dass kostenlos auf dem Weingut oder beim Bauern mit dem Camper stehen darf und im Gegenzug zum Beispiel im Hofladen etwas kauft. Dabei entsteht vor allem auch Wertschätzung zur Landwirtschaft. Viele wissen gar nicht, was es heisst Landwirtschaft zu betreiben. Von der Stadt kommend, wissen die salopp gesagt nicht wie das mit den Kühen funktioniert, wie viel Arbeit dahinter steckt. Am Sempacher See haben wir zum Beispiel einen Gastgeber mit Apfelplantage. Die Camper waren wirklich überrascht und sehr interessiert, was es heisst eine Apfelplantage zu pflegen und was alles dazu gehört. Der Austausch ist einfach mega schön. Nicht alle wollen natürlich diesen Austausch, aber es ist möglich. 

Hofladen beim Stellplatz von SwissHosts
Ein klassisches Tauschgeschäft wie dazumal

Es gibt wie gesagt keine Kommission für die Gastgeber. Das was sie verkaufen, gehört ihnen. Als Weingut kann man dann zum Beispiel Stammkunden generieren, die später dann im Onlineshop bestellen. Wichtig dabei ist, dass der Gastgeber sich vermarktet, Zusatzleistungen wie Strom, Wasser und Duschen offeriert oder warum nicht auch Lama-Trekking, Frühstückskörbli oder hausgebackenen Zopf. Wir arbeiten da mit unseren Gastgebern eng zusammen und helfen, wo wir helfen können.

Auch in der Schweiz gibt es diverse Campinggesetze. Habt Ihr Euch damit auseinander gesetzt? Wer trägt da letztendlich die Verantwortung?

Swiss Hosts nimmt Kontakt mit der Gemeinde auf. Im Wallis und im Waadt ist es nicht das Thema, da gibt es keine richtige gesetzliche Grundlage. Kantonal ist es jedoch immer wieder anders geregelt. 1 bis 2 Stellplätze auf dem Privatgrundstück sind ohne baulichen Massnahmen – es ist dann wirklich nur ein Parkplatz, der zur Verfügung gestellt wird – jedoch kein Problem. Wir testen übrigens alle Gastgeber und überzeugen uns davon, wie schön es ist 😉 

Habt Ihr Anforderungen an die Gastgeber, die zwingend erfüllt werden müssen? Toilette, Abwasser, Frischwasser, Strom?

Gastgeber sollten nicht menschenscheu sein, sie müssen auf die Leute zugehen können. Da ist auch nicht jeder dafür gemacht. Wichtig ist ein Hofladen oder sonstige Dienstleistungen, die in Anspruch genommen werden können. Platz müssen sie haben. Die Camper, die kommen, sollten auch autark sein, da nicht alle Gastgeber über Sanitäranlagen verfügen. Es ist kein Muss, wobei viele so etwas schon anbieten. Jeder Gastgeber bekommt auch seine eigene Seite, die von Swiss Hosts gestaltet wird, wo alle Details nochmal nachzulesen sind.

Gastfreundschaft für Camper
Gastfreundschaft und ein wohlwollendes Miteinander findet man vor allem hier

Was passiert, wenn ein Camper zu Gast sich mal daneben verhält? und umgekehrt? Wie unterstützt Ihr in so einem Fall?

Da ist eigentlich noch nie wirklich passiert. Es gab mal ein Missverständnis, das war ein Walliser Weingut. Im Herbst ist da natürlich sehr viel zu tun auf so einem Weingut. Da kamen Camper und dachten sie würden von vorne bis hinten bedient werden. Die Dame ist dann wieder weggefahren, als dem nicht so war. Aber sonst gab es noch nie negatives Feedback, von keiner der beiden Seiten.

Arbeitet Ihr auch mit Gemeinden und Tourismusverbänden zusammen?

Noch nicht. Aber es in Punkt, den wir angehen werden. Wir sehen uns nicht als Konkurrenz sonst als Mitstreiter, um gemeinsam Lösungen zu finden.

Kann man das Konzept unendlich skalieren? Wie sieht der Plan für die nächsten 5 Jahre aus?

Ich hoffe, mein Wunsch ist es wirklich, dass wir in den nächsten 1-2 Jahren mit 1000 Mitgliedern rechnen können. Aktuell sind es 68 Gastgeber mit insgesamt 220 Stellplätze. Da ist nach oben schon noch Luft. Für die 68 Gastgeber wären die 1000 Mitglieder eine Grenze. Es soll für beide Parteien stimmen. Es soll Spass machen, es soll nicht der Job der Gastgeber werden, es ist nebenbei. 7 Tage die Woche, jeden Tag zwei drei Camper, das ist nicht das Ziel, denn manchmal ist weniger mehr.

Bei der grossen Stellplatznachfrage die letzten zwei Sommer – wie wird das gehandelt?

Ich gehe davon aus, dass es mehr Nachfrage als Angebot gibt. Bisher hat immer einer einen Stellplatz bekommen, wo er hinwollte. Bis jetzt war es nicht so, dass die Plätze ausgebucht sind. Der Camper kontaktiert den Gastgeber online oder via App (Email oder Telefon oder Whatsapp), reserviert wird am besten mind. 24 h vorher. Die Camper dürfen dabei auch nicht erwarten, dass sofort geantwortet wird. Man kann dafür aber auch früher reservieren, wenn schon eine genaue Reiseroute hat.

Das Swiss Hosts Konzept ist ja ähnlich zu verschiedenen Konzepten in Europa. Arbeitet Ihr zusammen?

Bei vielen Konzepten steht Marketing im Vordergrund, bei uns steht der Mensch dahinter im Vordergrund. Daher muss es für alle, die beim Projekte dabei sind passen und wir funktionieren ohne Knebelverträgen. Beziehungen und Zwischenmenschlichkeit ist wichtiger, als eine Vertragsgrundlagen.

Wo siehst Du Eure Stärken ggü. anderen Anbietern? Warum sollten sich Camper die Swiss Hosts Vignette und nicht z.B. von Place to Bee zulegen?

Wir haben keine Exklusivrechte, das wäre nur Nachteil für Gastgeber und Kunde. Kunden sind auf verschiedenen Plattformen unterwegs und die Gastgeber entscheiden selbst mit wem sie zusammenarbeiten möchten. Wir geben unseren Kunden jedenfalls das Versprechen, dass wir für sie da sind und uns die Zwischenmenschlichkeit besonders wichtig ist. Gastgeber und Camper können auf uns zählen. 

Seid Ihr selbst noch mit dem Camper unterwegs und bei Euren Gastgebern zu Gast?

Wir fahren jeden Gastgeber selbst an. Besonders in Erinnerung ist mir ein Gastgeber im Wallis geblieben. Wir waren im Van unterwegs, Roman und seine Mutter waren eigentlich gerade bei der Ernte auf dem Weingut beschäftigt. Trotzdem hat er sich Zeit genommen und uns den Weinkeller gezeigt, wir konnten Wein probieren und leckere lokale Spezialitäten probieren. Der Stellplatz ist einfach phantastisch und de Blick auf Sion atemberaubend. Das war Wow, das ist wirklich mega. Unser erstes Swiss-Hosts Campererlebnis. Mittlerweile sind wir schon Wiederholungstäter, weil es einfach so gemütlich eingerichtet ist und man z.B. im Winter sehr gut Raclette essen kann.

Mit dem Camper im Weingut die Seele baumeln lassen
Entpannung pur, Ruhe suchen und finden mit den Swiss Hosts
Motto von Swiss Hosts

Spontan gesagt…Vielfalt, Erlebnis und bewusstes Reisen… bei uns ist alles drin, wie bei einer Kinderüberraschung.