In Kürze zum Umgang mit Frisch-, Grau- und Abwasser beim Campen
Im Camper oder Wohnmobil wird gekocht, Zähne geputzt, Hände gewaschen, geduscht und bisweilen muss man auch mal auf die Toilette gehen – sofern man überhaupt eine im Fahrzeug hat! Dafür haben voll ausgestattete Wohnmobile drei verschiedene Wassertanks. Es braucht in erster Linie Frischwassertanks, das sauberes Wasser für Dusche, Lavabo und Toilettespülung bereit hält. Aber natürlich auch Abwassertanks, um das verschmutzte Wasser sachgerecht zu entsorgen. Das Abwasser wird nochmal in Grauwasser („Grey water“) und Schwarzwasser, laut ISO 6107-7:1997 „häusliches Abwasser ohne Grauwasser mit fäkalen Feststoffen“, sprich Abwasser aus der Toilette, unterschieden.
Doch wo findet man beim Reisen sauberes Wasser, wo kann man die Inhalte vom Grauwassertank und Chemietoilette entsorgen und was gibt es beim Thema Entsorgung noch alles zu beachten?
Inhalt dieses Artikels
Sauberes Wasser ist nicht gleich Trinkwasser
Wer vielleicht zum ersten Mal mit einem Camper unterwegs ist, der mag sich fragen: Kann man Wasser aus dem Frischwassertank trinken?
Die Antwort: Auch wenn das Wasser „frisch“ und „unbenutzt“ ist, sollte man es dennoch besser nicht oder zumindest nicht ohne Vorbehandlung trinken.
Von Zuhause ist man es in den mittleren Breiten Europas eigentlich gewohnt das Wasser direkt ab Wasserhahn trinken zu können. Nach jeder Fernreise in spannende Länder ist es auch immer wieder ernüchternd festzustellen, dass wir sogar mit diesem Trinkwasser die Toiletten spülen. Dieser Standard gilt jedoch nicht in ganz Europa, geschweige denn dem Rest der Welt. Im Laufe der Nutzung kann (oder wird früher oder später) es im Frischwassertank zur Bildung eines Biofilms kommen. Biofilm, wie ominös! Oder auch nicht. Der Biolfilm ist letztendlich eine schleimige Ablagerung an den Innenwänden, in der Wasserpumpe und / oder der ganzen Verschlauchung. Dies ist schlichtweg nicht zu vermeiden, denn Schwebstoffe oder irgendwas Lebendiges fleucht und kreucht früher oder später durch die Wasserleitung, die Armatur oder an einem anderen Ort des Frischwasserlaufs und dient dann als Nährboden für eingeschleppte Mikroorganismen (Viren, Bakterien).
Wer sein Frischwassertankwasser dennoch trinken möchte, der sollte eine Wasserfilteranlage für sein Wassersystem in Erwägung ziehen. Eine andere Option wäre es das Frischwasser mit Zusätzen, wie Iod oder Micropur (Chlor), zu behandeln, sprich zu desinfizieren. Der Beigeschmack trägt meines Erachtens aber nicht nur Geniessbarkeit des Wassers bei und entfernt keine womöglich gelösten Schwebstoffe. Andere Hokus-Pokus Mittelchen, wie Silbernetze und UV-Lämpchen, sind auf Grund einer schwankenden Wirksamkeit eher Glaubenssache. Und zur Trinkwasserdesinfektion teilweise noch zugelassene Produkte, wie Silberchlorid oder Silbernitrat, sind auch nicht gesundheitsfördernd und sollten nur im Notfall eingesetzt werden. Bevor also alle Stricken reissen, kann man sich auch mit sauberem Wasser aus dem Supermarkt weiterhelfen. sauberes Wasser in 5L-Flaschen kaufen und so sauber über die Runden kommen.
Um PET-Flaschen-Müll zu vermeiden kann man einen kleinen separaten Wassertank oder Wasserbeutel zum Campen mitnehmen und darin „Trinkwasser“ aus deklarierten Frischwasserquellen aufbewahren. Das Wasser dabei am besten jeden Tag neu auffüllen!
Unabhängig davon, ob und wie man sein Frischwasser aufbereitet, sollte man hin und wieder seine Frisch- und Abwassertank reinigen und desinfizieren. Wenn man über eine Revisionsluke leichten Zugang zu den Tanks hat, braucht es zur Reinigung nur zwei Bürsten (wer den Frischwassertank nicht mit der Schwarzwassertankbürste säubern will 😉 ) und haushaltsübliche Reinigungsmittel. Ist der Wassertank integriert oder verbaut kann man z.B. Wasserstoffperoxid-Lösung verwenden, um den Tank zumindest zu desinfizieren. Eine mechanische Reinigung ist jedoch immer noch das beste Mittel der Wahl!
Fazit
Brunnenwasser ist nicht unbedingt verunreinigt, jedoch können die Frischwassertanks mit der Zeit einen Biofilm bilden, vor allem bei längeren Standzeiten. Es empfiehlt sich Frischwasser zum Verzehr aus dem Tank stets Abzukochen!
Entsorgungsstellen: wie geht dumpy dump dump?
In der Regel bieten alle Campingplätze die Möglichkeit frisches und trinkbares Wasser zu tanken und entsprechend auch sein Grauwasser sowie Toiletteninhalte zu entsorgen. Wer jedoch gerne mal auf Stellplätzen mit weniger Infrastruktur unterwegs ist, muss entsprechend die Füllstandsanzeigen seiner Tanks im Auge behalten. Mittlerweile bieten nicht nur vereinzelt öffentliche Stellplätze, sondern auch Tankstellen und Raststätten die Möglichkeit sich zu versorgen und etwas zu entsorgen.
Der TCS stellt zur Erleichterung der Suche eine Übersichtskarte zur Verfügung, in der man alle Entsorgungsstationen der Schweiz suchen und finden kann.
Wer in ganz Europa unterwegs ist, kann auch mal in den Bordatlas schauen. Hier empfiehlt es sich mittels Suchfunktion das Land und danach entsprechend via Postleitzahl im zur Verfügung gestellten PDF zu suchen.
Es gibt modernere und weniger moderne Entsorgungsstellen, wobei die Grundidee bei allen Stationen die gleiche ist. Das dreckige Abwasser, Grauwasser sowie Schwarzwasser aus der Toilettenkassette, wird in einen Ablauf am Boden abgelassen. Nicht weit davon findet sich dann ein Gartenschlauch oder ähnliches, um die Tanks auszuspülen und auch den Boden entsprechend von nicht aufgelöstem Klopapier oder Essensresten aus dem Grauwassertank zu säubern. Dieser „Gartenschlauch“ ist dringlichst nicht mit dem Wasserschlauch zu verwechseln, mit dem ihr später euren Frischwassertank auffüllen möchtet!
Die eigene Sch… Abwasser irgendwann entsorgen zu müssen, ist unumgänglich. Sich mit den Inhalten der Chemietoilette des Stellplatznachbars auseinandersetzen zu müssen jedoch nicht. Daher ist nach dem Entleeren nicht nur aus Nächstenliebe, sondern aus hygienischen Gründen die Entsorgungsstation sauber und ohne Reste aller Art wieder zu verlassen.
Wo Abwasser entsorgen, wenn mal keine Entsorgungstation in der Nähe ist?
Wer sich mit dem Frischwasserverbrauch etwas verschätzt hat und plötzlich trocken läuft, findet in fast jedem Dorf einen Frischwasserbrunnen oder kann sich notfalls mit Wasser aus dem Supermarkt behelfen. Beim Abwasser schaut die ganze Sache etwas komplizierter aus, daher wehe dem, wer alles auf den letzten Drücker macht. Nicht beim Fäkalientank. Ist der Tank voll, heisst es dann nicht nur schnell Freipinkeln, sondern beim Fahren…auf kurvigen Strasse…ach, die Erfahrung muss man einfach nicht machen.
Einfach laufen lassen…geht natürlich auch nicht! Und auch nicht, wenn man vermeintlich ökologische „grüne“ Zusätze und Mittelchen verwendet.
Für die Chemietoilette gibt es wohlriechende Duftwässerchen für das Spülwasser und Sanitärflüssigkeit, um den Aggregatzustand fester Bestandteile zu verändern. Und wenn es funktioniert, steckt meistens ein bunter Chemie-Cocktail dahinter. Was Kläranlagen an Substanzen abbauen können, vermag die Natur nicht. Daher gehört Schwarzwasser einzig und allein in einen dafür vorgesehenen Abfluss.
Einfache Entsorgung bei einer Trenntoilette
Die Tütchen von einer Trockentrenntoilette können grundsätzlich in den Restmüll. Für optimales „Handling“ kann vorher und nachher etwas Katzenstreu oder Holzspäne in die Tüte streuen, um Feuchtigkeit entsprechend aufzunehmen. Den Urinseparierer am besten nach dem Pipi machen etwas abspülen, zum Beispiel mit einer Mischung aus Wasser mit einem Schuss Essigessenz und Spülmittel. Das Spülmittel verringert die Oberflächenspannung, so dass sich weniger Belag am Tankinneren ansetzt und der Essig reagiert mit Harnstoff, so dass es auch nicht stinkt. So kann man den Behälter auch in die Toilette oder sonstigen Abguss mit Kanalisationsanschluss entsorgen.
Mehr zum Thema Trenntoilette gibt es zum Nachlesen
Darf man Abwassertank in den Gulli leeren?
Nein. Das ist kein dafür vorgesehener Abfluss. In dicht besiedelten Gebieten versteckt sich unter einem Pulli nicht unbedingt die Kanalisation. Es kann sich hierbei um die Ableitung von Regenwasser handeln, die anstelle zur Kläranlage direkt in ein Gewässer mündet.
Auch wenn man meinen könnte, das Grauwasser ja nicht so schlimm ist, wie Schwarzwasser…es gehört trotzdem nicht in den Gulli und schon gar nicht in die Natur. Spülmittel, Shampoo und Zahnpasta enthalten neben Tensiden und Mikroplastik, mitunter auch nicht abbaubare Substanzen, die einfach in den Abfluss gehören. Man könnte sowohl Grau- und Schwarzwasser übrigens in einer Toilette entsorgen, wobei dies nur im Notfall gemacht werden sollte. Mit viel Schwung geht da vielleicht etwas daneben und das wäre weder schön für weitere Besucher des WC, noch zumutbar für die Person, die es danach putzen muss. Manche Anbieter haben daher eine entsprechend gekennzeichnete „Abguss-Toilette“.
Tipp
Im Sommer lieber öfters mal Frischwasser tanken und Abwasser entsorgen. Denn auch Essensreste im Grauwassertank können diese Gerüche entwickeln!
DIY-Ausbau und Mini-Camper: alles schwarzen Schafe?
Man kann es nicht leugnen, DIY-Ausbauer von Transporter, Vivaro, Talento und co. müssen mit dem Platz im Camper sparsam umgehen. Da ist ein Abwassertank schnell mal wegrationalisiert, eine Toilette regelrecht eine Seltenheit. Ein Mini-Camper ist schon froh, wenn ein Bett in ausreichender Länge reinpasst! Das heisst jedoch nicht, dass es sich bei dem Vanfolk um schwarze Schafe handelt.
Die Versorgung mit Frischwasser und der entsprechende Umgang mit Abwasser ist vor allem bei individuellen Reisemobilen genauso individuell, wie der Ausbau und der Reisende. Die einen fahren bewusst nur Campingplätze oder Stellplätze mit Infrastruktur an, während andere dann tatsächlich im Schatten der Nacht in den Busch springen. Lösungen mit reinem Gewissen gibt es auf alle Fälle für jede Campergrösse, man muss nur wollen 🙂
Richtig mit Abwasser beim Wintercamping umgehen
Frischwassertanks sind oft im Innenraum des Campers verbaut und somit beim Wintercamping, sofern kontinuierlich geheizt wird, weniger problematisch. Das gleiche gilt für die Toilettenkassette oder Auffangbehälter jeglicher Art, die eigentlich direkt unter dem Klosett hockt. Der Abwassertank hingegen ist in vielen Fällen unterflur, sprich draussen verbaut und dies hat vor allem im Winter seine Tücken. Wer kennt es nicht, den Weisswein mal schnell in den Gefrierer legen…5 Stunden später darf man dann nicht nur endlich wieder den Gefrierschrank reinigen, sondern verärgert mitunter auch noch die geladene Gesellschaft. Das gleiche kann und wird auch mit einem Abwassertank bzw. den Schläuchen und Zuläufen zu diesem passieren, sofern die Temperaturen unter den Gefrierpunkt fallen.
Richtiges Wintercamping geht daher nur, wenn das Wassersystem einerseits gut isoliert ist und andererseits der Tank selbst beheizt ist. Hierfür gibt es kleine Heizmatten, die man unter den Tank befestigt und bei Nachtfrost einschalten kann. Keine Sorge, das Abwasser soll und muss nicht auf Duschtemperatur kommen, sondern lediglich einige Grad über Null bleiben.
Für den Wintercamping jedoch nichts ist, der soll dennoch vor dem Einwintern auf ein gut gereinigtes und vor allem geleertes Frisch- und Abwassersystem achten. Verbleibt nämlich zu viel Wasser im System, kann es beim nächsten Tauwetter zu einem Wasserschaden kommen. Beim Entleeren übrigens nicht den Wasserboiler sowie die Toilettenspülung vergessen.
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