Eine Luftstandheizung nachrüsten – nicht nur im Camper

Einbau und Wartung - nicht nur bei uns in der Werkstatt, aber besser ist es 😉

Eine Standheizung im Camper ist nicht nur im Winter ein warmer Begleiter, sondern sorgt auch bei feucht-kalten Sommernächten in den Bergen für angenehmen Komfort und erfreuliches Raumklima. Doch, was tun, wenn der Camper keine Standheizung hat und wie heizt man richtig?

Inhalt dieses Artikels

Die Luftstandheizung: wie funktioniert der Klassiker?

Der Einbau einer Diesel-Standheizung ist eine der gängigsten Heizungsvariante bei kleinen Campern und zur Nachrüstung in Wohnmobilen bestens geeignet. Die bekanntesten Markenprodukte hierbei sind die Webasto Air Topdie Air 2D und 4D von Autoterm (früher Planar) und die Airtronic von Eberspächer. 

Luftstandheizung Einbau und Nachrüstung beim Spezialisten in der Schweiz
Ein kleiner Kasten mit grosser Heizleistung! Der Einbau der 2 kW Standheizung ist unterflur und im Fahrzeug möglich.

Grundsätzlich sind die Diesel-Standheizungen einfach im Gebrauch und effektiv beim Heizen, dabei verbrauchen sie wenig Strom und überschaubare Mengen an Treibstoff. Manche Standheizungs-Kits werden mit einem separatem Dieseltank ausgeliefert, welcher eher selten verbaut wird. Stattdessen wird zum Beispiel eine Tankentnahme in den vorhandenen Fahrzeug-Tank gebohrt, um über eine Kraftstoffpumpe den Diesel vom Tank zur Heizung zu befördern. In der Brennkammer kommen Treibstoff mit Luftsauerstoff zusammen und bilden ein Treibstoff-Luft-Gemisch. Die Glühkerze in der Brennkammer wird elektrisch erhitzt und zündet das Gemisch an, wobei die entstehende Wärme einen Wärmetauscher erhitzt. Verbrennungsgase werden aus dem Fahrzeug über ein Abgasrohr geleitet, während ein Gebläse Luft aus dem Innenraum (wichtig!) über den Wärmetauscher bläst. 

 

 

Die Standheizung wird sehr schnell warm und kann zeitgleich auch ohne Heizfunktion zur Umwälzung von Luft im Camper genutzt werden. Da die Luft aus dem Innenraum angesaugt wird, handelt es sich „nur“ um Umluft, es hilft dennoch, wenn man Feuchtigkeit oder Stauwärme aus dem Camper bekommen will.

Ist das Heizen mit Diesel oder Benzin sicher?

Wenn eine Diesel-Standheizung gemäss Herstellervorgaben durch eine fachkundige Person montiert worden ist, ist die Sicherheit gegeben. Jedoch auch nicht alles, was glänzt ist Gold. Manchmal sieht man bei ominösen Anbietern, dass zum Beispiel die Luft von aussen angesaugt wird, dessen Sinnhaftigkeit mir immer noch nicht einleuchtet. Die Gefahr dabei besteht, dass man im Pechfall keine frische Luft ansaugt, sondern die Abgase aus der Standheizung – inklusive Kohlenstoffmonoxid. Da muss nur der Wind schief stehen. Zudem müsste die Standheizung permanent kalte Luft erhitzen, was die Umluftfunktion zur einzig korrekten Einbauweise macht. 

CamperImperium_Standheizung-Abgas
Das Abgasrohr der Standheizung wird entgegen der Fahrrichtung installiert - inklusive Schalldämpfer

Beim Einbau oder Nachrüsten einer Standheizung ist die Position des Einbaus im Camper nicht unrelevant. Das Unterflur montierte Abgasrohr kann gerne mal über 300 °C heiss werden und sollte entsprechend mit Hitzeschutz geführt werden. Die Warmluftverteilung im Innenraum muss bis auf +125 °C ausgelegt werden, daher sollten direkt beim Luftausgang der Heizung keine temperaturempfindlichen Dinge montiert oder gelagert werden. Crocs zum Beispiel werden nach einem Abend vor der Heizung gerne mal zwei Nummern kleiner!

 

 

Eine Vorführpflicht gibt es für die Luftstandheizung übrigens nicht, sofern die Heizung CE/E2-zertifiziert ist.

Standheizung mit 2kW oder doch lieber 4kW, vielleicht 2x2kW?

Es gibt mit Sicherheit keine „beste“ Heizung für den Camper, da sich die richtige Wahl vor allem an den Bedürfnissen der Camperinnen und Camper richtet. 

Die Luftstandheizung gibt es beispielsweise von Autoterm mit bis zu 8 kW Heizleistung, wobei die 2 kW und die 4 kW Varianten am Weitesten verbreitet sind. Welche nun die richtige für den Camper ist, hängt a) vom Reiseverhalten und b) vom Raumvolumen ab. Ist der Wohnraum kleiner als sagen wir mal 20 Kubikmeter (also zum Beispiel 2 m hoch, 2 m breit und 5 m lang) ist die 2 kW-Heizung die richtige Wahl. Wer jedoch bei -40 °C in Norwegen Polarlichter jagen möchte, der wird es mit der „kleinen“ Heizung nicht zur finnischen Sauna im Camper schaffen. Das heisst jedoch nicht, dass die 4 kW immer die richtige Wahl ist. Dieselheizungen funktionieren nicht viel anders Dieselmotoren. Und diese mögen es nicht Kurzstrecke oder in der niedrigsten Leistungsstufe zu heizen. Das führt langfristig zur Verkokung. Lieber eine kleinere Heizung in Vollgas laufen lassen, als eine grosse Heizung auf Sparflamme. 

 

Der Einbau einer 2 kW Heizung macht manchmal auch bei grösseren Fahrzeugen Sinn

Bei grösseren Reisemobilen macht es mitunter auch Sinn zwei Heizungen zu verbauen. Einerseits spart man sich eine komplizierte Warmluftverteilung von einer einzigen Heizung und andererseits kann man z.B. auch einen Wasserboiler kombinieren. Wer auf Expedition an abgelegene Orte fährt, der verfügt bei zwei Heizungen natürlich über ein redundantes Heizsystem.

 

Die Standheizung kann je nach Reiseverhalten und Jahreszeit ein wichtiger Begleiter bei Deinen Reisen sein

Dieselverbrauch und Stromverbrauch einer Standheizung

Die Luftstandheizung braucht einerseits Sprit und andererseits Strom. Aber keine Sorge, die Standheizung wird den Tank nicht leer pumpen, egal wie stark und lange geheizt wird. Bei richtiger Montage liegt die Tankentnahme höher als der Tankboden, so dass Du ausreichend Reserve haben solltest, um zur nächsten Tankstelle zu kommen. Strom bei der Standheizung wird vor allem für den Lüfter gebraucht, aber auch während der Vorwärmung der Brennkammer und zum ersten Entzünden des eingespritzten Kraftstoff-Luft-Gemisches. Sobald die Brennkammer auf Temperatur ist, zieht die Glühkerze auch keinen Strom mehr. Die Standheizungen gibt es sowohl in 12 V als auch 24 V Ausführung.

 

Bei den bekanntesten Luftstandheizungen kann man sich an beim Verbrauch an folgenden Werten orientieren. Die technischen Daten haben dabei eine Toleranz von +- 10 % bei einem Umgebungstemperatur von +20 °C. 

 

*In der Anlaufphase kann die Leistungsaufnahme bis zu drei Mal so hoch sein, wie der angegebene Maximalwert.

Ab in die kalten Berge mit Höhenkit und Co.

Eigentlich wird jedes anständige Standheizungs-Set mit einem so genannten Höhenkit verkauft. Doch warum braucht es das Höhenkit? Das ist kein Schnickschnack, sondern dem liegen lediglich ein paar physikalische Gesetze zugrunde. 

 

Der Luftdruck in der Atmosphäre nimmt mit steigender Höhe über dem Meeresspiegel nicht-linear ab. Auf einer Höhe von ca. 5.000 m ist er nur noch halb so gross und wird bei 10.000 m nochmal halbiert. Auf Meereshöhe beträgt der Sauerstoffpartialdruck rund 21 % des atmosphärischen Drucks – sprich in unserer Luft findet sich 21 % des in der Standheizung zur Verbrennung benötigten Sauerstoffs. Die Standheizung, wie auch jeder Motor, benötigt ein abgestimmtes Verbrennungsluftverhältnis, auch als Lambda bezeichnet. Ist die Mische zu mager, sinkt die Leistung. Ist das Gemisch zu fett, sinkt die Leistung bei hohem Kraftstoffverbrauch irgendwann auch. Dieselmotoren laufen für eine russfreie und vollständige Verbrennung bei Luftüberschuss mit Lamba von über 1.2 (über 17.5 Teile Diesel zu 1 Teil Luft). Sinkt der Sauerstoffpartialdruck mit steigender Höhe würde ohne Anpassung des eingespritzten Kraftstoffmenge das Gemisch zunehmend fetter werden. Das erhöht den Verbrauch sowie Abgasemissionen und kann langfristig zum Verrussen der Heizung führen. 

 

Am Gotthardpass wird es mit dem Camper schon mal kalt - ein Glück hat das Reisemobil eine Standheizung!

 

Das Höhenkit ist nichts anderes als ein Luftdrucksensor, der zyklisch den atmosphärischen Luftdruck misst und die Standheizung über die aktuelle Lage informiert. Stehst man mit dem Camper also am Furkapass, wird die Standheizung automatisch die eingespritzte Kraftstoffmenge reduzieren. Dabei sinkt natürlich auch die Heizleistung und zwar um rund 1 % pro 100 Höhenmeter, ab ca. 1500 Meter über dem Meeresspiegel.

Richtig heizen mit der Standheizung im Camper

Im Camper zu heizen unterscheidet sich nicht grossartig vom Heizen zu Hause. Es dabei darum den Raum warm zu kriegen und vielleicht auch noch die Luftfeuchtigkeit zu verringern. 

 

  • Kontinuierlich Heizen: Die Heizung hat einen vergleichsweise hohen Anlaufstrom. Ein ständiges An- und Ausschalten der Heizung führt somit zu einem hohen Stromverbrauch. Die Heizung mag es auch nicht, wenn man sie nur kurz laufen lässt, da sie nie richtig auf Temperatur kommt. Am besten vergleichbar wäre das mit viel Kurzstrecke mit einem Dieselauto. Daher lässt man die Heizung lieber durchgehend, auch beim kurz geöffneten Fenster, laufen.
  • Frischluft hereinlassen: regelmässiges Lüften war nicht nur während der Pandemie wichtig, sondern bringt auch die Feuchtigkeit aus dem Camper. Die Heizung trocknet die Luft mit der Zeit zwar ab, aber dadurch, dass die Standheizung nur Umluft umwälzt, geht das beim Kochen z.B. nicht schnell genug. Die warme Luft kann viel Feuchtigkeit aufnehmen und wird durch Stosslüften aus dem Fahrzeug befördert.
  • Kühl schläft es sich besser: die Standheizung ist nicht geräuschlos und vor allem, wenn sich nach längerer Heizdauer auch die ganze Peripherie erwärmt hat, kann es nachts schon etwas zu warm werden. Daher kann es angenehm sein ohne Standheizung zu schlafen. Einerseits ist es dann leiser und bei tieferen Temperaturen schläft es sich auch besser, andererseits spart man auch Sprit.

 

Mit eingebauter Standheizung sind die kalten Monate im Jahr auch kein Problem beim Reisen

Einbau einer Standheizung durch einen Profi: billig oder chillig?

Als zertifizierter Einbaupartner von Autoterm (ab 2022 mit Produktionsstandort in Riga, Littauen) bauen wir bei uns in der Manufaktur natürlich derartige Standheizungen in jede Art von Camper und auch Boote ein. Je nach Grundausbau und Auslegung des Wohnmobils muss im ersten Schritt der richtige Installationsort für die Heizung entschieden werden: im Fahrzeug oder Unterflur. Beides geht billig oder chillig, je nach Fahrzeugausstattung, Fahrzeugtyp und gewünschter Wärmeluftführung.

Hier wird die Heizung unter den Karrosserieboden montiert. Dies hat den Vorteil, dass man sich Platz im Fahrzeug spart und im Fall vom VW T5/T6 auch mit einer OEM-Warmluftführung arbeiten kann. Bei allen anderen Modellen, die keine werkseitige Vorbereitung für die Montage einer Heizung haben, ist die Unterflurmontage aufwendig und suboptimal. Da die Luftführungen (Ansaugung und Warmluft) von der unter dem Fahrzeug montierten Heizung irgendwie ins Auto kommen müssen, braucht es zwei grosse Löcher mit einem Durchmesser von 75 bis 90 mm im Karrosserieboden. Zudem muss man bei der Unterflurmontage auf Schutz vor Nässe und Verschmutzung geachtet werden – Unterflur macht bei Offroad-Fahrzeugen daher übrigens auch keinen Sinn.

 

 

Einbau einer Standheizung unterflur

Am einfachsten ist die Standheizung z.B. unter dem Fahrersitz ohne grosse Warmlüftführung zu montieren. Hierfür nimmt man einen Einbauflansch, um die Verbrennungsluftansaugung von aussen und Abgasleitung nach aussen zu führen. Die Luft zum Erwärmen wird dann z.B. aus dem Fahrerraum angesaugt und erwärmt wieder in den Wohnraum abgegeben. Es gibt jedoch noch viele weitere Möglichkeiten eine Standheizung im Fahrzeug zu platzieren und über eine Warmluftverteilung mit mehreren Auslässen die Wärme gleichmässig im Fahrzeug zu verteilen. Hierbei ist zu beachten, dass die Standheizung direkt an die Boardbatterie angeklebt wird und eine Kraftstoffleitung zum Tank gelegt werden muss, so dass hier die Wege nach Möglichkeit kurz gehalten werden. 

 

Im Fahrzeug muss die Warmluftführung gegebenenfalls in die bestehenden Möbel integriert werdenman

  • Die Heizung gehört an den Boden montiert, im Idealfall mit einem passenden Einbauflansch für die Luft/Abgasleitungen. Absurde Konstruktionen und Montage anderswo als direkt am Boden bergen gewisses Gefahrenpotenzial. Eine Leitungsbruch oder Leckage in der Abgasleitung haben entsprechend Auswirkung auf die Gesundheit und schlimmstenfalls, macht man diesen Fehler nur einmal. D.h.: Kurze Abgasführung sowie Abgasführung und Brennlufführung nur ausserhalb des Fahrzeugs.
  • Heizluft von aussen ansaugen, weil man gerne „frische Luft“ im Camper haben will…ist ebenfalls keine gute Idee, sondern eher eine sehr sehr schlechte mit hohem Risikopotenzial. Denn je nachdem wie der Wind steht, würde man sich bei der Aussenansaugung keine frische Luft, sondern die Abgase aus der Standheizung zurück ins Fahrzeug ziehen. 
  • Harte 90°-Winkel bei der Warmluftverteilung verringern nicht nur die Effizienz der Heizung, sondern können bei zu grossem Hitzerückstau auch zum Abschalten der Heizung führen. Daher sind auf den ersten Blick „gute“ Installationsorte nicht mehr so gut, wenn die Warmluftführung in die Planung mit einbezieht.
  • Wenn ihr beim Heizen mit eurer neuen Standheizung ständig ein mechanisches Klickern hört…dann hat da jemand vergessen die Kraftstoffpumpe zu entlüften. Ist nicht schlimm, aber kann stören.
  • Der Kraftstoff wird entweder vom Fahrzeugtank via Tankentnahmerohr zur Standheizung geleitet oder kann bei Vorhandensein eines Zuheizer auch über ein T-Stück von dessen Tankentnahme abgezapft werden. Ein T-Stück auf Vorlauf (Kraftstoffleitung zum Motor) oder Rücklauf ist weniger zu empfehlen, vor allem bei modernen Fahrzeugen, da es hier auf Grund von Druckbeeinflussung im Kraftstoffkreislauf zu Fehlermeldungen kommen kann. In allen Fällen muss sichergestellt sein, dass nach der Montage weder Kraftstoff auslaufen kann noch durch falsche Montage die Heizung mit Diesel geflutet werden kann.

Tankentnehmer für die Krafststoffleitung einer Standheizungi im Ford Transit

Neben den bekannten Markenherstellern finden sich im Netz auch kostengünstigere Varianten. Gerne auch mal Chinakracher genannt. Der Arbeitsaufwand für den Einbau ist mitunter grösser als bei z.B. einer Autoterm. Die Einbauanleitungen sowie Service sind schlichtweg nicht existent. Von einem Fehlerspeicher hat so eine Standheizung auch selten gehört, wenn man es überhaupt geschafft hat das Bedienpanel zu entschlüsseln. Mit diesen weniger materiellen „Unterschieden“ könnte man vielleicht noch leben, aber es gibt bei bestimmten Komponenten gravierende Abstriche. Nicht immer sind die mitgelieferten Kraftstoffleitungen tatsächlich beständig gegen Kraftstoff. Zudem sind viele Merkmale kopiert, aber mal schlechter und mal schlechter, wie zum Beispiel die Tankentnahmen. Daher wer mit einer asiatischen Standheizung liebäugelt, sollte den Lieferumfang ganz genau prüfen und unter Umständen vereinzelte Teile austauschen. Grundsätzlich raten wir jedoch von diesen Produkten ab, da man sich am Ende nicht wirklich viel Geld spart, aber Ärgern einkaufen kann.

Fazit zum Einbau einer Standheizung

Der Einbau der Standheizung ist mit entsprechender Erfahrung und richtigem Werkzeug an einem Tag machbar und sorgt für langfristig für ein wohligwarmes Campingerlebnis. Die Heizungen sind in der Regel auch wartungsfrei. Sollte es dann doch im Laufe der Nutzung zu einem Problem kommen, stehen wir auch nach der 3-Jährigen Einbaugarantie zur Verfügung und können den Fehlerspeicher der Heizung nicht nur auslesen, sondern in der Regel auch direkt vor Ort ein bestehendes Problem lösen.

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