Im Frühjahr ist die Sehnsucht nach Wärme, Sonne und Vitamin D nach der dunklen Jahreszeit immer besonders gross. Vor allem ist ab Mitte Mai bis Mitte Juni die Feiertagsdichte besonders ferienfreundlich. Mit genug Überstunden im Gepäck steigen wir also in unseren Camper und verlassen die Tristesse von kaltnassem Frühlingswetter. Meeresbrise und Klettereldorado Paklenica? Auf geht es mit dem Camper nach Kroatien!
Pre-Corona
Unsere Aus.Zweit ist der Vollständigkeit halber gesagt schon eine Weile her. In der jüngsten globalen Reisebeschränkungssituation ist die Freizügigkeit mitunter eingeschränkt und muss bei einer Reiseplanung in Betracht gezogen werden. Da sich die unterschiedlichen Massnahmen dynamisch ändern und jeweils auch von Durchreiseland variieren, werde an der Stelle keine weiteren Infos dargestellt, da nicht für die Richtigkeit und Aktualität garantiert werden könnte.
Roadtrip durch Südost-Europa
Auf unserem 5-wöchigen Trip erkundigen wir in den ersten Wochen Italien, Österreich und das unbekannte Slowenien. Das Frühjahr ist jedoch geprägt von einer windarmen Wetterlage mit hohen Temperaturen, was täglich in teils massiven Überentwicklungen resultiert. Das bedeutet, dass sich bereits mit den ersten Sonnenstrahlen der Morgensonne starke Thermik entwickelt, die die Cumuli wie Pilze in die Höhe schiessen lässt. Bis Mittag werden diese grossen bauschigen Wolken immer dicker, schwerer und dunkler. Bis sich meistens unvorhersehbar ein Kaltflussausfluss in einem stürmischen Wind manifestiert und die Wolken kurze Zeit später Wolkenbruch erleiden. Dieses Wetter macht als Gleitschirmflieger nicht wirklich Spass. Auf den Mountainbikes im Gewitter auf einem ausgesetzten Singletrail unterwegs zu sein, ist auch nur bedingt empfehlenswert. Die Lösung zu dem Problem: der Sonne hinterher! Und diese ist in Kroatien.
Campen in Kroatien
Kroatien ist bei Badeurlaubern sehr beliebt und von Campern wimmelt es auch jede Menge. Nicht verwunderlich, denn alleine die Fahrt entlang der Küstenstrasse mit einer weitreichenden Fjordlandschaft und einem Blick bis an den Horizont, sind eine Reise wert. Der Reiz ist gross an einer der vielen Buchten stehen zu bleiben und dort sein Nachtlager aufzuschlagen. Doch Obacht – das ist in Kroatien keine so gute Idee. Leider ist auch in Kroatien, wie in vielen anderen europäischen Ländern, das «Wildcampen» oder «Freistehen» verboten. Die Kulanz ist vor allem an der kroatischen Küste und den Touristengebieten tendenziell gering. Je weiter man sich von den Hotspots wegbewegt, desto höher ist die Chance, dass der Beamte mal ein Auge zudrückt. Grundsätzlich ist das Campen auf Privatgrundstücken auch verboten. Alles in allem empfiehlt es sich daher einen Camping- oder Stellplatz aufzusuchen. So rollen wir zu unserem Reiseziel Starigrad-Paklenica und finden einen versteckten Autostop, wo wir pro Nacht rund 12 Euro bezahlen müssen. Bei der warmen Dusche und Blick aufs Meer ist das mehr als fair!
Gute Nachbarn
Unsere Nachbarn sind allesamt deutsche sowie Schweizer Wiederholtäter, welche seit Jahren aus der Kälte des Frühjahrs zu diesem Stellplatz in Kroatien fliehen. Wir werden fast familiär empfangen und werden direkt in die Gepflogenheit des Platzes eingewiesen. Unser Fahrzeug ist auch unter stetiger Aufsicht, vor allem, wenn wir unterwegs sind, da der Tagesablauf unserer betagten Freunde einer strengen Routine folgt. 1. Aufstehen und ab in die Dusche 2. Ausgiebiges Frühstück mit weich gekochten Eiern 3. Heimatradio hören 4. Sonnenliegen herausstellen 5. In die Sonne legen 6. Bierchen 7. Mittag 8. Sonnenliege 9. Sprung ins Meer 10. Sonnenliege 11. Bierchen 12. Grill 13. Noch mehr Bier…Meine Vermutung ist, dass sich so manch einer am Tage teilweise nicht weiter als 50 Meter von seinem Camper wegbewegt.
Klettern in Paklenica
Wir hingegen wollen nicht mit dem Sonnenliegen, die wir nicht haben, verschmelzen, sondern es drängt uns in den Nationalpark Paklenica, der sich im Velebit-Gebirgsmassiv nordöstlich von Zadar an der kroatischen Adria befindet. Aus dem Kroatischen übersetzt sich «Pakle» zu Hölle. Paklenica könnte dabei eine Art Verniedlichung zur «kleinen Hölle» sein. Dies kommt nicht von nirgendwo, denn die Paklenica-Schlucht ist umgeben von rauen und mehrere Hundertmeter hohen steilen Karstfelsen, die mit Höhlen durchzogen sind und womöglich ein Tor zur Hölle sein könnten. Was für den einen ein Schrecken ist, ist für den anderen ein Segen. Denn in dieser Schlucht ist ein wunderschönes und vor allem riesiges Klettergebiet mit über 400 Routen in den verschiedensten Schwierigkeitsgraden entstanden. Wir haben zum Glück unser Equipment dabei und lösen entsprechend für drei Tage unsere Parkeintritte und mischen uns unter die zahlreichen Familien, Wanderer und Kletter-Cracks.
Trailrun durch den Nationalpark
Der Park bietet jedoch nicht nur das teilweise überfüllte Klettergebiet, sondern auch über 150 km markierte Wanderwege. Daher entscheiden wir uns zu Fuss bzw. im Laufschritt einen Trailrun zu machen und sind gespannt, ob wir auf unserer Erkundungstour vielleicht sogar auf Braunbären, Luchse oder Wölfe treffen werden! Ich nehme es vorweg, wir hatten Glück oder Unglück, aber bis auf einen furchteinflössende Kreuzotter und einem Adler, der weit über uns kreiste, zeigte sich keine Fauna. Erstaunlicherweise war abseits des Parkeingangs auch sehr wenig bis gar nichts los und wir hatten die Wege für uns alleine. Im Abseits vom grossen Tourismus zeigte Kroatien uns ein bis dahin unbekanntes Gesicht. Ein dichter Mischwald, der für die Region ungewöhnlich hoch gewachsen ist und hier uns da unbekannte Blumen versteckte. Im Velebit gibt es auch einige Berghütten, die bei längeren Touren Logis bieten. Auf Wasserquellen trifft man auch immer wieder, so dass man bei der Affenhitze nicht kübelweise Wasser mitschleppen muss, sondern der Leichtigkeit des Seins frönen kann.
Biken durch das Velebit
Nach drei Tage im Park tuen uns die Finger und/oder Füsse weh und wir entscheiden uns mehr vom Velebit mit unseren Bikes zu erkunden. Hier ist kein Parkeintritt notwendig und wir folgen einer asphaltierten Strasse Richtung Veliko Rujno bergauf. Je höher wir kommen, desto angenehmer wird die Temperatur dank Meeresbrise. Die Naturlandschaft um uns herum wird auch zunehmend grüner und verliert seine Schroffheit an eine belebtere Flora. Die Aussicht über Velebit ist phantastisch und auch die Insel Pag zeigt aus der Höhe ein neues Gesicht von Kroatien. Als wir das Rujno erreichen wird der Himmel über uns jedoch immer dunkler und wir ahnen nichts Gutes. Daher machen wir kurzer Hand kehrt und rollen zurück in die Wärme, wo die Badegäste unbesonnen weiter sonnen.
Die Heimreise treten wir nicht auf direktem Wege an, sondern gönnen uns einen Umweg über die Insel Pag, um doch noch einen Tag am Strand in der Nähe von Lun zu faulenzen. Mit der Fähre geht dann wieder zurück ans Festland und uns bleibt nur übrig zurück zu blicken. Dabei schwärmen wir schon von einer nächsten Reisen bei der wir noch weiter fahren werden, um den wilden Balkan zu erkunden.
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