Ein Wochenendekurztrip nach Süden
Wenn der Nebel tagelang tief im Tal hängt und man sich nur noch vage an dieses helle Ding am Himmel, genau Sonne, erinnert. Dann ist es Zeit die Seiten zu wechseln. Und zwar von der im Winter oft düsteren Alpennordseite nach Süden. Je näher der Winter rückt, desto früher hockt man im Dunkeln. Immerhin macht es dann keinen Unterschied mehr ob man früh oder spät ankommt. Ausschauen tut’s gleich.
Weekender
Freitag, 16 Uhr. Ich schmeisse ein paar Klamotten in den Rucksack, während Alex die Velos auf den Fahrradgepäckräger hieft. Danach fehlen uns nur noch die Helme und jeweils ein Klettersteigset. Nach einem kurzen Blick in den Kühlschrank ist ein Abendsnack auch verstaut. Den Rest kaufen wir unterwegs oder gönnen uns besser gesagt lieber eine Pizza. Für uns geht es nämlich nach Italien. Unweit der Schweizer Grenze nach Verbania am Lago Maggiore.
Corona mit Hindernissen
Der Lago Maggiore bietet in der Regel zu jeder Jahreszeit ausreichend Campingplätze. Das Jahr 2020 jedoch bildet eine Ausnahme zur Regel, denn wie wir wissen, war alles anders. Somit hatten alle Campingplätze geschlossen und wir mussten uns anderweitig weiterhelfen. Ein gemütliches Plätzchen findet sich nämlich überall und mit dem Camper ist man zum Glück auch ziemlich autark. Die erste Nacht verbrachten wir auf einem kleinen Wanderparkplatz, die zweite Nacht recht zentral in Intra auf einem grossen öffentlichen Parkplatz in Flussnähe.
On the road
Am Vierwaldstätter See nieselt es bei 6 °C ins Grau. Die feuchte Kälte kriecht einem bis in die Knochen. Im Auto wird es schnell warm und sobald wir auf der Autobahn sind, fangen die Ferien an. Das Unterwegs Sein mit einem eher vagen Ziel, das sich jederzeit nach Lust und Laune oder wegen sonstigen Überraschungen ändern kann, gehört zum Abenteuer dazu. Der Gotthardpass ist schon eingewintert, aber der Gotthardtunnel lässt uns staufrei passieren. Kaum spuckt uns die Röhre auf der Südseite raus, springt das Thermometer auf 15 ° C. So soll es sein.
Weg von der Hektik
Die Woche ist meistens hektisch. Um 5 Uhr klingelt der Wecker. Schnell in die Laufklamotten geschlüpft, um endlich etwas für die Ausdauer zu tun. Für ein Frühstück ist nach dem Duschen auch keine Zeit mehr, da muss die Banane wohl reichen. Mit knurrendem Magen sprintet man zur Arbeit, die erste Sitzung hat es gleich in sich und zum Mittagessen entspannen ist auch nicht drin. Nach der Arbeit geht es dann noch schnell zum Einkaufen, Wäschewaschen ist auch längst überfällig und dann ruft noch die Schwiegermutter (im übertragenen Sinne) an. Wenn ich dann um 21 Uhr zum Sitzen kommen, dann können mich meistens die Hunde holen.
Langsam in die Gänge kommen
Nachdem wir es uns abends noch mit einem Glässchen Wein gemütlich gemacht haben, stellen wir uns am am Samstag bewusst keinen Wecker. Einmal die Woche ausschlafen muss sein. Außerdem ist es morgens ohne Sonne noch bitterkalt, da will man sich eh noch nicht aufs Velo hocken. Langsam kommen wir dann aber doch in die Gänge und genießen erstmal eine Tasse Tee, bevor wir zu einem morgendlichen Spaziergang zu einer alten Römerbrücke aufbrechen.
Mozzarella, Pomodoro e Pane
Nach einem kurzen Einkauf geht es für uns erstmal an die Promenade. So viel zum Thema Winterflucht. Parken geht direkt am Wasser und bei herbstlich warmen Temperaturen kann man ein ausgiebiges Frühstück durchaus geniessen. Das nenne ich Entschleunigung. In der Ferne sehen wir schneebedeckte Gipfel, während es ein Entenpaar hinter uns auf der Wiese ein Sonnenband geniesst. Der Abwasch ist schnell erledigt und wir kurven zum nahegelegenen Wanderparkplatz.
Mountainbike und Gourmet Schmankerl
Unser Ziel ist der Hausberg von Verbania: Monte Rosso. Für Mountainbikefahrer sowie für den Rennradsattel führt eine gemütliche Strasse den Berg hinauf. Wir laden unsere alten Esel also vom Fahrradgepäckträger und rollen Richtung Berg. Wir treffen auch immer wieder Wanderer, die über einen steileren Weg die Serpentinen queren. In der Sonne wird es sommerlich warm und kurze Hose mit Tanktop ist angesagt. Es geht durch einen wunderschönen lichten Laubwald, wo ein Baum mit dem anderen um die Wette strahlt. Nach knapp 550 Höhenmetern ist dann unser Ziel erreicht und wir gönnen uns in der Antica Osteria einen wohlverdienten Spritz mit Häppchen. Die Aussicht ist phänomenal, Sommerfeeling macht sich breit und eine Familie, die mit dem Hubschrauber zum Lunch anreist, sorgt für gute Unterhaltung.
Klettern und Wandern über Spuren der Picassas
Am nächsten Morgen wechseln wir die Uferseite und holen die Klettersteigsets aus dem Schrank. Vor uns zieht auch schon Trupp Richtung Monte Camoscio los, wo uns die Via Ferrata dei Picassas erwartet. So wurden die historische Steinhauer genannt, die hier beim Marmorbruch mit rudimentären Mitteln den wertvollen Stein geschlagen haben. Der Klettersteig selbst bietet spassige Action für gross und klein, da man die Wahl hat zwischen einem leichten B/C-Steig oder der rassigen D/E-Variation. Und die hat es in sich. Wir wählen die Herausforderung und klettern mit einer Panoramasicht zum See, die jede kleine Schweissperle wert ist. Am Gipfel treffen wir dann auf Wanderer, die zu Fuss das schöne Gebiet erkunden und machen uns auf den Weg Richtung Tal.
Weekender – Ferienzeit und das jedes Wochenende
Bevor wir uns auf den Heimweg machen, gibt es noch eine schmackhafte Piadine, damit der Magen nicht knurrt. So kurz ein Wochenende auf den ersten Blick auch erscheinen mag, so fühlt man sich nach einem Weekender erholt wie nach einer Woche Ferien. Die Flexibilität und Freiheit mit einem Camper ermöglicht es auch der Sonne hinter her zu fahren, so dass kein Abenteuer mehr ins Wasser fällt und jede Winterflucht mit Erfolg gekrönt ist.
Weitere Beiträge
Energieautark mit Solar und Inselanlage nicht nur für Camper
Energieautark mit Solar und Inselanlage Nicht nur für Camper, sondern auch Berghütte, Alp, Maiensäss oder Campingplatz Inhalt dieses Artikels Was ist Energieautarkie? Energieautarkie bedeutet zum
Swiss Hosts ist die Alternative zum Campingplatz in der Schweiz
Campen auf einem Weingut, übernachten bei einer lokalen Käserei und die Seele auf dem Bauernhof baumeln lassen Inhalt dieses Artikels Wer steht hinter Swiss Hosts?
Der wohl vielseitigste Mülleimer für Camper
Der wohl vielseitigste Mülleimer für Camper Der dänische Flextrash – hier trifft Abfall auf Eimer! Inhalt dieses Artikels Der Flextrash – Mülleimer für Camper mit
Entsorgungsstationen für Wohnmobile oder Camper
In Kürze zum Umgang mit Frisch-, Grau- und Abwasser beim Campen Im Camper oder Wohnmobil wird gekocht, Zähne geputzt, Hände gewaschen, geduscht und bisweilen muss